Demographischer Wandel
Ausgangslage – derzeitige Wirtschaftsstruktur:
Die Stadt Mainz ist geprägt durch eine relativ stabile mittelständische Struktur. Die Bedeutung der Industrie ist nicht zu unterschätzen, hat aber in Mainz eine nicht dominierende Rolle. Der Arbeitsmarkt ist geprägt durch
- Dienstleistungen in Klein- und Mittelbetrieben
- die öffentliche Verwaltung
- Hochschulen mit Universitätskliniken
- Medienbetriebe
Daraus erklärt sich der relativ stabile Arbeitmarkt.
Kommunale Wirtschaftspolitik konzentriert sich im Wesentlichen auf die Ansiedlungspolitik im Wettbewerb mit anderen Städten und Regionen. Besondere Bedeutung hat Mainz an der Schnittstelle des Ballungsraumes Rhein - Main zu Rheinhessen mit Ausstrahlung weit in den ländlich geprägten Raum. Der demographische Wandel hat erheblichen Einfluss auf die urbanen Lebensverhältnisse. Die rapide Abnahme der Bevölkerung steht im unmittelbaren Verhältnis zur Wirtschaftskraft einer Stadt.
2. Angesichts der demographischen Entwicklung ist ohne Gegensteuerung mit einer gravierenden negativen Bevölkerungsentwicklung in Mainz zu rechnen. Dies wird beschleunigt durch die Stadt – Umland – Problematik, Die Wanderungsbewegung der 80er Jahre in das Umland hat sich zwar nicht signifikant fortgesetzt. Die Regionalplanung setzt aber auf eine Stärkung des ländlichen Raums, während die Lasten der Stadt Mainz als Oberzentrum gleich blieben und im sozialen Bereich wachsen. Die Landeshauptstadt Mainz muss sich ausgeprägt auf ihre Rolle als kulturelle und wirtschaftliche Metropole für Rheinhessen und als Schnittstelle zum Rhein – Main – Gebiet konzentrieren. Die strukturellen Änderungen müssen die Binnenentwicklung ebenso berücksichtigen wie die erheblichen Pendlerströme und zwar sowohl die Einpendler aus dem Umland als auch die Auspendler mit Schwerpunkt Rhein - Main.
Zugleich erfolgt eine Verschiebung in Richtung mehr ältere Mitbürger. An der Bevölkerungsentwicklung sind Bürger mit Migrationshintergrund relativ stark beteiligt. Zugleich ist ihr Anteil an geringerer beruflicher Qualifizierung und Wanderung in die sozialen Sicherungssysteme relativ hoch.
Die sozialen Lasten treffen erfahrungsgemäß besonders stark die größeren und mittleren Städte.
3. Die traditionellen Steuerungsmöglichkeiten einer Stadt sind ausgerichtet auf
- harte Standortfaktoren
- softe Standortfaktoren
Diese werden nach wie vor eine erhebliche Bedeutung haben in der Konkurrenz der Städte untereinander, werden aber künftig nicht mehr ausreichen. Insbesondere im industriellen Bereich überwiegen globale Aspekte.
4. Die Perspektiven für Mainz hängen davon ab, inwieweit es gelingt
- die Stärken herauszuarbeiten und damit das eigene Profil zu schärfen
- die strukturellen Schwächen der Stadt insbesondere im finanziellen Bereich abzuarbeiten
5. Zielvorstellungen: Wir schaffen die Rahmenbedingungen für wirtschaftlichen Erfolg; Wir setzen auf Qualität statt Masse;
5.1. Ein starker Mittelstand sichert Arbeitsplätze; das soll so bleiben. Wir sichern die Gewerbeflächen ebenso wie die noch vorhandenen Industrieflächen. Zugleich ist das Augenmerk auf eine moderate Erweiterung zu errichten.
5.2. In der City pulsiert das Herz von Mainz; wir sind der Schrittmacher; wir setzen auf Qualität der Fußgängerzonen, Mainz als Einkaufsstadt kann nur Erfolg haben, wenn die Cityfunktionen ausgebaut werden. Im einzelnen darüber hinaus:
- Vororte: Einkauf für den örtlichen Bedarf; Arrondierungen der vorhandenen Bebauung;
- Außenbereich: Allenfalls noch Bestandssicherung von großflächigem Einzelhandel auf der „Grünen Wiese“ aber keine wesentlichen zusätzlichen Ansiedlungen;
- Management der Leerstandsquote in der City durch Einrichtung von Kooperationsmodellen und gemeinsamer Vermarktung von Leerstandsflächen in Kooperation mit Maklern.
5.3. Qualifizierte Arbeitskräfte sind gefragt. Ausbildung ist Zukunftssicherung. Das traditionelle Verständnis von Ausbildung mit dem Ziel eines qualifizierten Schulabschlusses und Berufsausbildung ist zu ergänzen um eine weitere Komponente. Entscheidend werden die Weiterbildungsangebote in einer technologisch rasant wachsenden Wirtschaft sein. Die Angebote müssen flächendeckend ausgebaut werden.
Anzustreben ist eine stärkere Kooperation der Kammern, Verbände mit insbesondere auch berufsqualifizierenden Schulen und Angeboten zur Weiterbildung.
5.4. Der steigenden Abhängigkeit von staatlichen Transferleistungen insbesondere derjenigen, die im Konflikt mit hohen Anforderungen an die berufliche Qualifikation nur geringere Chancen haben, ist gegenzusteuern durch die Ansiedlung von Unternehmen mit Bedarf für geringer qualifizierte Beschäftigte.
5.5. Mobilität ist durch den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur zu fördern. Für Berufspendler in das Rhein Main Gebiet ist der ÖPNV auszubauen mit kürzeren Taktzeiten.
5.6. Die Verkehrsinfrastruktur ist zu verbessern. Dazu ist der weitere Ausbau der großen Verkehrsachsen voranzubringen mit besserer Anbindung an die überregionalen Verkehrsachsen, z.B. Ausbau des Mainzer Rings, Schiene und Wasserstrasse.
5.7. Ausbau eines Logistikzentrums im Industriegebiet.
5.8. Wir werben um die Ansiedlung moderner Wirtschaftsbranchen, Begleitung von Ansiedlungen und Betriebsänderungen durch Erweiterung eines darauf spezialisiertes Bürgerbüros, Verschlankung der Verwaltung und Entbürokratisierung der Verwaltungswege
5.9. Mainz bleibt Medienstandort. Auszubauen ist die Diversifizierung aber gleichwohl im Schwerpunkt der weitere Ausbau zur Medienstadt. In Technologie und Dienstleistung liegt unsere Zukunft.
Die Technologiezentren sind stärker auszurichtenauf eine zügige Loslösung der Nutzer von der öffentlichen Verwaltung hin zur vollen Selbständigkeit und Eigeninitiative der Existenzgründer.
5.10. Im Messe- und Kongressgeschäft hat Mainz seine Marktnische in Konkurrenz zu Frankfurt auszubauen.
5.11. Der Fremdenverkehr ist auszubauen. In einer Gesellschaft mit hoher auch Altersfreizeit kommt dem Städtetourismus eine wachsende Bedeutung zu.
5.12. Der Ausbau eines ehrenamtlichen Seniorexpertenangebots für junge Betriebe zur Begleitung in der besonders gefährdeten Aufbauphase ist zu unterstützen.
5.13. Die Konkurrenz der Stadt einschließlich ihrer stadtnahen Betriebe zu örtlich ansässigen Betrieben ist abbauen.
5.14. Die Privatisierung ist vorantreiben.
5.15. Hochschulen Universität , Fachhochschule und Wirtschaft sind im Dialog zusammenzuführen.
5.16. in Mainz ist Platz für alle; Gefordert ist Stadtsanierung statt Zersiedlung; die Stadt ist nach innen entwickeln. Der Bedarf ist zu ermitteln und die Ausweisung von Bauflächen an die geänderten Anforderungen an die Wohnqualität anzupassen. Wohnen in der Stadt muss attraktiv und bezahlbar bleiben.
6. Die bereits bekannten weichen Standortfaktoren sind weiter auszubauen.
6.1. Nötig sind mehr Kinderhorte, Kindertagesstätten, Tagesmütter, überbetriebliche Versorgung von Kindern und jüngeren Schülern
6.2. Kinder mit paktischer Intelligenz bedürfen angagierter Förderung im dualen Schulsystem. Zu fördern ist das Verständniss für wirtschaftliche Zusammenhänge.
6.3. Die Sprachkompetenz insbesondere der Bürger mit Migrationshintergrund ist gezielt zu fördern. Der Zugang zu der entsprechenden Bildung ist durch niederschwellige Angebote in Zusammenarbeit mit den Betrieben auszubauen.
6.4. Die Kooperation von Schulen und Betrieben ist zu intensivieren.
6.5. Mainz bekennt sich zu seiner Geschichte. Zitadelle und Römisches Theater sind Schwerpunkt des weiteren Ausbaus.
6.6. Senioren sind in Mainz zu Hause. Die Einbindung in das ehrenamtliche Netzwerk ist eine besondere Herausforderung.
6.7. Mainz am Rhein: Altstadt und Neustadt rücken näher ans Wasser; Wohnen und Naherholung mit Ambiente. Gefordert ist die konsequente Umsetzung der Ergebnisse des Rheinuferforums mit Fortsetzung bis zu den Stadtgrenzen.
6.8. Wohnen; Qualität statt Masse; Der Bedarf an bezahlbaren preiswerten Wohnungen ist bevorzugt aus dem Bestand heraus zu decken. Das Wohnraumangebot für junge Familien ist gezielt auszubauen mit Ausrichtung auf die Bildung von Wohnungseigentum für jüngere Familien.
7. Schluss: Es ist auf Sicht nicht zu erwarten, dass die Finanzlage der Stadt Mainz wesentliche Investitionen in die Wirtschaftsförderung zulässt. Es gilt, einerseits wieder finanziellen Handlungsspielraum zu gewinnen und andererseits die Kräfte des Marktes ausgewogen zu stärken.
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